Innenstadt: Unüberwindbares Nadelöhr oder smarter Knotenpunkt?

Innenstadt

Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Welche Rolle spielen unsere Innenstädte? Viele Menschen rund um den Globus beschäftigen sich mit solchen Fragen. So auch der renommierte dänische Architekt Jan Gehl, der Stadtentwicklungsprojekte auf der ganzen Welt betreut hat. Sein Fazit: „A good city is like a good party – people stay longer than really necessary because they are enjoying themselves.“

Offene Plattform für den lokalen Einzelhandel

Um das zu erreichen, müssen sich unsere urbanen Zentren verändern. Durch die Mobilitätswende, die voranschreitende Digitalisierung und ein sich wandelndes Konsumverhalten steht vor allem der stationäre Handel unter Druck. „Die Probleme waren schon lange vor dem Coronavirus da, die Krise und speziell die Lockdown-Phasen haben allerdings wie ein Brandbeschleuniger gewirkt“, sagt Felix Koch, Strategic Project Manager City Logistics bei FIEGE.

Noch immer sind zehntausende Händler nicht in die digitale Supply Chain integriert. Dem gegenüber steht eine Bevölkerung, die zu mehr als einem Drittel regelmäßig im Internet bestellt und dies in Zukunft noch deutlich intensivieren wird. „Gerade regionalen Geschäften fehlt es oft an Omnichannel-Strategien und einer professionell organisierten Logistik, weshalb sie gegenüber den großen Onlineplayern das Nachsehen haben“, erklärt Koch.

Sein Team und er haben sich deshalb auf die Suche nach innovativen Lösungen gemacht. Fündig wurden sie unter anderem bei der Online-Plattform Shopdaheim, welche die Sortimentshandelsunternehmen Thalia und Osiander vor ziemlich genau zwei Jahren ins Leben gerufen haben. Anne-Kathrin Talke, Head of Corporate Development & Business Process Management der Thalia Bücher GmbH, beschreibt die Ambitionen wie folgt: „Kundinnen und Kunden möchten regional und nachhaltig kaufen, ohne auf bequeme, digitale Services zu verzichten. Deshalb verbinden wir die traditionellen Stärken des stationären Handels mit den Vorteilen des Internets, um Angebot und Nachfrage auf neuen Wegen zusammenzubringen.“

Fiege First Mile: Retail meets Logistics

FIEGE, selbst ein stark in seiner münsterländischen Heimat verwurzeltes Familienunternehmen, signalisierte Interesse und stieg mit ein. Die Logistikexpertinnen und -experten aus Greven haben für Shopdaheim eine einfache und zuverlässige Logistiklösung entwickelt, wie Felix Koch erzählt: „Die Ware wird in der Regel am Tag der Kundenbestellung aus dem Shop des Händlers abgeholt und auf dem schnellsten Weg an den Kunden verschickt. Dabei nutzen wir bestehende und lokale Strukturen und gestalten die Auslieferung so ressourcenschonend wie möglich.“

Genau hier besteht eine der größten Herausforderungen von nachhaltiger Citylogistik. „Die innerstädtische Infrastruktur stößt bei jährlich über vier Milliarden Paketsendungen vielerorts an die Belastungsgrenze. Also suchen wir nach Lösungen, die den Verkehr effizienter machen, indem Transporte gebündelt oder alternative Verkehrsmittel genutzt werden“, sagt Koch. Für den neuen Versandservice setzt Fiege beispielsweise auf ein wachsendes Partnernetzwerk aus alternativen Brief- und Kurierdienstleistern, die ohnehin auf den Straßen unterwegs sind und Lieferungs- sowie Abholfahrten kombinieren können. Per Cross-Docking gehen die Sendungen für den deutschlandweiten Versand in die Netzwerke der angebundenen Dienstleister oder verbleiben in der Region.

Wie belebt man "sterbende" Innenstädte?

Mit über 25.000 Adressen bietet Shopdaheim schon jetzt Zugang zu einem der großen Händlernetzwerk. Auch Dienstleister und gastronomische Angebote sollen sich zukünftig auf dem Portal finden. Über ihre Profile können die Unternehmen online ihre Dienste präsentieren, während die Nutzerinnen und Nutzer eine digitale Shoppingtour bei den Händlern ihres Vertrauens erleben. „Zufriedene Kundinnen und Kunden kommen wieder. Durch eine starke Bindung zwischen Verbraucherseite und Handel wollen wir den Innenstädten ihre Attraktivität zurückgeben“, sagt Koch.

Die Pläne gehen deshalb auch schon weiter: „Als Logistikdienstleister ist das Problemlösungsgeschäft unser täglich Brot. Wir möchten verschiedene Parteien an einen Tisch bringen, unterschiedliche Konzepte diskutieren und – wenn möglich – unser Know-how einbringen.“