Korkenzieher für den E-Commerce

„Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.“ Klingt wie Johann Wolfgang von Goethe, ist es aber nicht. An den Anfang dieser Geschichte passt es trotzdem perfekt. Genauer gesagt zu Marco Magnocavallo, der mit seinem 2012 gegründeten Onlinehandel Tannico den Weinmarkt aufmischt. Das Food-Tech-Unternehmen hat 2021 über 4,5 Millionen Flaschen weltweit verschickt und damit einen Umsatz von 76 Millionen Euro erwirtschaftet. Der bahnbrechende Erfolg hat das Interesse namhafter Investoren geweckt, darunter der italienische Getränkekonzern Campari und das bekannte Unternehmen Moët Hennessy, das zur Luxusmarke LVMH gehört.

Um entsprechend viele Weine vorhalten und rund 600.000 Bestellungen im Jahr abwickeln zu können, ist eine hochleistungsfähige Logistik erforderlich. Anfangs übernahm Tannico diese noch selbst, 2016 griff das Start-up aufgrund der Expansion jedoch auf externe Unterstützung zurück. „Schnelligkeit, Zuverlässigkeit und guter Kundenservice sind der Schlüssel zum Erfolg im E-Commerce. Mit FIEGE haben wir einen Partner gefunden, der dieses Business aus dem Effeff beherrscht“, sagt der CEO. Neben der Lagerhaltung übernimmt FIEGE auch Value Added Services wie die Produktfotografie für den Onlineshop und die individuelle Anpassung von Weinen, die zu einem selektiven Sortiment gehören.

Damit der Wein keinen Schaden nimmt, müssen die Flaschen trocken, kühl und geruchsneutral gelagert werden. Deshalb brachte FIEGE das Geschäft in einem speziell dafür ausgelegten Bereich am Standort Arese nördlich von Mailand unter. Amedeo Girometti, Leiter der FIEGE Niederlassung in Castel San Giovanni, erzählt: „Tannico ist gemeinsam mit uns gewachsen. Gestartet sind wir in Arese mit etwa 40.000 Flaschen. Dank der fantastischen Arbeit von Niederlassungsleiter Vito Priano und seinem Team sind es mittlerweile rund 600.000 Stück und mehr als 12.000 Quadratmeter Logistikfläche.“

Mit sich einstellendem Erfolg im Privatkundensegment rückte auch der B2B-Markt stärker in den Fokus. Und da es Weinliebhaber:innen überall auf der Welt gibt, ist der Onlinehandel heute in 23 Ländern verfügbar, darunter die USA, Südafrika, Neuseeland und Südkorea. Magnocavallo sagt: „Zwischen 2016 und 2019 sind wir durchschnittlich um etwa 50 Prozent gewachsen, 2020 stieg unser Umsatz sogar um sagenhafte 80 Prozent. Um dem gerecht zu werden, mussten wir uns zwangsläufig auch logistisch vergrößern.“

Magnocavallo war diesbezüglich auf einer Wellenlänge mit seinem Logistikdienstleister: „Innovation ist sowohl bei uns als auch bei FIEGE eine zentrale Unternehmenssäule. Deshalb haben wir uns bewusst entschieden, auf eine automatisierte Lagerlösung zu setzen – in Italien ein absolutes Novum im Onlinehandel mit Weinen.“ Auch in ganz Europa gebe es bisher wenig vergleichbare Projekte.

Die Wahl des Standorts fiel auf die kleine Gemeinde Castel di Giovanni, rund 50 Kilometer von Mailand entfernt. In der dortigen FIEGE Niederlassung stehen 6.000 Quadratmeter zusätzliche Logistikfläche zur Verfügung. Girometti sagt: „Ziel war es, die gleiche Lagerkapazität auf der Hälfte der Fläche zu schaffen, um ein Versandvolumen von drei Millionen Flaschen pro Jahr zu erreichen." Herzstück ist das automatische Regalsystem, das bis zu 45.000 Plastikbehälter mit jeweils 15 Flaschen fasst. Die gesamte Anlage ist temperaturgeführt, um Schwankungen zu vermeiden und die Qualität des Weines nicht zu beeinträchtigen.

An fünf Inbound-Stationen werden neue Waren zur Lagerung ein-, und an vier Picking-Stationen für den Versand wieder ausgelagert – alles vollautomatisch. „Wir haben die Effizienz gesteigert und die Fehlerquote merklich reduziert. Das sorgt nicht zuletzt für noch mehr Kundenzufriedenheit“, sagt Magnocavallo. Das Team von FIEGE in Castel San Giovanni besteht aus jungen Mitarbeiter:innen, die speziell für das Tannico-Projekt angelernt wurden. Girometti ergänzt: „Wir können auf ein sehr gut vorbereitetes Team zählen, das sich mit den einzelnen Prozessen bestens auskennt.“

Das System wurde dabei schon in der Planungsphase so angelegt, dass es bei Bedarf einfach erweitert werden kann. Und das wird laut Magnocavallo wohl auch nötig sein: „Wir wollen weiterwachsen. Bis zum Jahr 2024 planen wir, einen Durchsatz von rund 25.000 Flaschen pro Tag zu erreichen, sodass wir jährlich fünf Millionen Flaschen versenden können“, skizziert der Wein-Pionier seine Pläne. Das Leben ist schließlich zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.