Lean-tastisches Unternehmen

Leantatsic Fiege

5,7 Millionen Euro – so hoch ist der Betrag, den FIEGE für seine Kunden im Jahr 2021 durch Optimierungsprojekte eingespart hat. Lean Management ist das Zauberwort auf dem Weg zu immer mehr Verbesserung und weniger Verschwendung. Maj-Britt Pohlmann, Director Operational Excellence, und Franziska Hedtkamp, Lean Manager FIEGE Group, sprechen im Interview über das erste Leantastic-Event der FIEGE Historie, über Herausforderungen und über eine „nicht aufzuhaltende Welle“.

IM JUNI FAND ERSTMALS IN DER FIEGE GESCHICHTE DIE „LEANTASTIC“ STATT. DREI TAGE HAT ES GEDAUERT – UND LEANTASTIC, DAS KLINGT DURCHAUS EIN BISSCHEN NACH FESTIVAL. WAR‘S AUCH EINS?
Franziska: Ein bisschen hat es sich tatsächlich so angefühlt. Es war ein guter Mix aus Netzwerken, Wissen und Best Practices austauschen, Impulse für zukünftige Verbesserungen sammeln, ein bisschen über den Tellerrand hinausblicken und die Begeisterung für Lean Management fördern. Das Highlight war die „selbst komponierte Musik“ – also die interne Lean-Messe, bei dem jeder Standort die jeweiligen Lean-Aktivitäten und Optimierungsprojekte vorgestellt hat und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer neue Ideen mit nach Hause nehmen konnten.

Maj-Britt: Festival-Charakter hatte vor allem die große Energie, die man förmlich greifen konnte. Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben gemerkt: Bei FIEGE gibt es mittlerweile ein internationales Netzwerk von vielen Gleichgesinnten, die sich mit großer Passion dem Thema Lean Management verschrieben haben und gemeinsam viel erreichen können.

Franziska Maria Hedtkamp Fiege

Im Gespräch: Franziska Hedtkamp, Lean Manager FIEGE Group.

UND WELCHES FAZIT HABT IHR GEZOGEN?
Franziska: Wir haben bei FIEGE eine regelrechte Lean-Bewegung losgetreten, und es gibt einen riesigen Wissensschatz im Netzwerk. Das Leantastic-Event hat gezeigt, wo wir heute stehen und was wir bereits erreicht haben. Wir haben aber auch geschaut: Was sind die nächsten Schritte im operativen und administrativen Bereich? Welche neuen Technologien können wir künftig ausprobieren?

Maj-Britt: Wichtig ist auch der Erfolgsfaktor Mensch. Wir haben unglaublich tolle Lean Manager aus verschiedenen Ländern, die große Individualität und Vielfalt mitbringen: Männer und Frauen, ältere und jüngere Kolleginnen und Kollegen, mit oder ohne Studium. Das sind die Menschen, die unser Unternehmen in Bewegung bringen. Diese Welle wird immer mehr Menschen mitreißen und ganz FIEGE zu einem sich stetig verbessernden Unternehmen machen.

MAJ-BRITT, DU BIST SEIT 2020 BEI FIEGE UND HEUTE DIRECTOR OPERATIONAL EXCELLENCE. WAS IST IN DEN VERGANGENEN RUND ZWEIEINHALB JAHREN IM BEREICH LEAN MANAGEMENT BEI FIEGE ALLES PASSIERT?
Maj-Britt: Als ich zu FIEGE kam, standen wir noch am Anfang. Das Team bestand damals aus 20 Kolleginnen und Kollegen, die gerade die ersten initialen Projekte erfolgreich abgeschlossen hatten. Heute sind wir über 70 Mitstreiterinnen und Mitstreiter, haben Lean Management an 92 Standorten implementiert und unsere Methoden professionalisiert. Im vergangenen Jahr haben wir über 100 Optimierungsprojekte umgesetzt und dadurch 5,7 Millionen Euro für unsere Kunden eingespart. Wir bewirken etwas und dieser Erfolg ist messbar. Das Thema ist bei FIEGE gesetzt und auf dem Weg der Verankerung in allen Köpfen. Dieses Fundament haben wir geschaffen und darauf bin ich sehr stolz.

FÜR ALLE, DIE MIT DEM BEGRIFF LEAN MANAGEMENT NOCH NICHT SO VIEL ANFANGEN KÖNNEN: WO LIEGEN EURE AUFGABEN IM UNTERNEHMEN, WAS SIND EURE ZIELE?
Franziska: Lean Management ist die Philosophie der kontinuierlichen Verbesserung. Es geht darum, sämtliche Prozesse in einem Unternehmen zu optimieren. Dafür braucht es das richtige Mindset, ein besonderes Führungsverständnis, einen Baukasten mit verschiedenen Methoden und Best-Practice-Sharing. Wir wollen FIEGE zu einem Lean-denkenden und -handelnden Logistikunternehmen formen. Unser Ziel ist es, jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter – vom Praktikanten bis zur Abteilungsleiterin – zu befähigen, unsere Prozesse und Strukturen zu hinterfragen, Optimierungspotenziale zu erkennen und Veränderungen anzustoßen. Deshalb motivieren wir unsere Kolleginnen und Kollegen dazu, sich jeden Morgen die Frage zu stellen: Was kann ich heute verbessern?

VERBESSERN KANN MAN JA EIGENTLICH IMMER ETWAS. HÖRT LEAN IRGENDWANN AUF?
Maj-Britt: Klares Nein! Eines der Lean-Prinzipien ist das Streben nach Perfektion – und das heißt, es gibt immer etwas zu verbessern! Dafür braucht es nicht von Anfang an die perfekte Lösung, sondern es gilt, die Kunst der kleinen Schritte zu nutzen. Lieber heute ein Prozent Verbesserung erreichen, als nie die geplanten 100 Prozent. Da sich der Markt und das technologische Umfeld immer schneller verändern und neue Anforderungen an uns stellen, ist es umso wichtiger, dass wir agil mit Prozessveränderungen reagieren können. Was heute noch up to date ist, kann morgen schon wieder überholt sein. Lean betrifft dabei alle Vorgänge in unserem Unternehmen – vom Warehousing über Transporte bis zu den administrativen Kernprozessen.

Maj-Britt Pohlmann

Im Gespräch: Maj-Britt Pohlmann, Director Operational Excellence.

LIEGEN EUCH DABEI MANCHMAL AUCH STEINE IM WEG?
Franziska: Eine der größten Hürden ist der Satz: „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Da wir bei FIEGE viele langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, die unheimlich viel Prozess-Expertise mitbringen, ist das ja auch völlig nachvollziehbar. Deshalb ist uns besonders wichtig, alle Beteiligten für unsere Aktivitäten zu sensibilisieren und eine Kultur des Hinterfragens zu etablieren. Die Botschaft lautet: Wenn wir Verbesserungen kreieren, dann nehmen wir die als neuen Standard, und wenn nicht, dann probieren wir eben etwas Neues aus.

WELCHE ROLLE SPIELEN INNOVATION UND AUTOMATISIERUNG?
Maj-Britt: Die Themen haben für uns eine sehr große Bedeutung, insbesondere für die anstehenden Schritte. Unter dem Dach Operational Excellence bringen wir bei FIEGE prozessrelevante Fachbereiche wie Engineering, IT, Quality und Lean Management mit Vertreterinnen und Vertretern der operativen Geschäftseinheiten zusammen, um unsere Organisation aufs nächste Level zu heben. Unsere Kolleginnen und Kollegen aus den Business Units wissen genau, wo wir heute noch Schmerzpunkte in unseren eigenen Abläufen haben und welche neuen Herausforderungen unsere Kunden antreiben. Daraus entstehen strategische Handlungsfelder in den Bereichen Automatisierung, digitale Prozesslösungen und Prozess-Exzellenz, für die wir gemeinsam Lösungen schaffen und diese strukturiert in den Rollout bringen. Dabei spielen Pilotierungen von neuen Technologien eine zentrale Rolle. Unsere Teams im Bereich Engineering und IT screenen laufend den Markt, um neue Technologien herauszufiltern, die unsere Prozessziele unterstützen. Mit alldem zahlen wir darauf ein, unsere unternehmensweite FIEGE Roadmap zur Prozess-Vision 2027 zu erreichen – diese schafft unseren Kunden Wettbewerbs-Vorteile und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein angenehmes und strukturiertes Arbeitsumfeld.

WELCHEN BESONDEREN MEILENSTEIN HABT IHR SCHON ERREICHT UND WAS STEHT ALS NÄCHSTES AN?
Franziska: Wir haben uns zunächst auf den operativen Bereich fokussiert. Hier findet unser Kerngeschäft statt, hier sind der Bedarf und damit auch das Potenzial besonders groß. Mit dem Accounting haben wir uns aber nun auch den ersten administrativen Bereich vorgenommen. Das Pilotprojekt konnten wir in der ersten Jahreshälfte erfolgreich abschließen und werden uns in Kürze der HR-Abteilung widmen. So werden schrittweise die zentralen Service-Funktionen aufgeschaltet und im nächsten Jahr die Lean Manager der Standorte geschult, damit sie auch die administrativen Bereiche der Niederlassungen miteinbeziehen können. Wir wollen mit dem Lean Management das ganze Unternehmen erreichen.

Maj-Britt: Für mich steht der weitere Aufbau unserer Operational-Excellence-Initiative im Fokus. Bis Mitte des nächsten Jahres wollen wir bereits die ersten Akzente im Bereich Lagerautomatisierung, digitale Prozess-Lösungen und Prozess-Exzellenz gesetzt haben. Wir machen unser Unternehmen „Fit for Future“!